CONTRAIN.Blog

Beruflicher Rollenwechsel: 7 Fragen, die Sie sich unbedingt vorher stellen sollten

von Esther Hagemann

Wenn ich mein Berufsleben unter der Perspektive „Rollenwechsel“ betrachte, dann sehe ich wichtigste Wendepunkte vor meinem inneren Auge. Ich bin von der externen Unternehmensberatung in die Bayer-interne gewechselt. Dort wurde ich erst Projektmanagerin und dann Führungskraft. Nach der zweiten Elternzeit bin ich aus dem Konzern aus- und in die Selbstständigkeit eingestiegen.

In unserer zunehmend dynamischen Arbeitswelt sind Auslöser für berufliche Rollenwechsel vielfältig. Alte Rollen fallen durch Umstrukturierungen weg, neue Rollen entstehen, Mitarbeiter*innen werden befördert, steigen aus und (wieder) ein, ganze Wirtschaftszweige fallen weg oder entstehen neu.

Jeder Rollenwechsel ist mit den vielfältigsten Gefühlen und Gedanken verbunden. Da ist die Ehre, eingeladen und gefragt zu werden. Da ist Neugierde und Tatendrang, weil sich auf einmal Chancen auftun, die vorher nicht da waren.
Und da sind Abschiedsschmerz und Zweifel, ob der Zeitpunkt stimmt und ob man das schafft… Denn jeder kennt diese Fälle, wo der Rollenwechsel eben nicht gelungen ist. Manchmal wird die falsche Person rekrutiert oder die Anforderungen werden nicht adäquat kommuniziert. Manchmal sehen sich Mitarbeiter*innen als Opfer, weil sie den Rollenwechsel nicht beeinflussen konnten. Oder sie überspielen ihre Unsicherheit mit übertriebenem Eifer.

Die Schäden einer nicht adäquat ausgefüllten Rolle sind immens. Es leidet nicht nur die Produktivität der Organisation. Auch die Menschen leiden, sie reiben sich auf in inneren und äußeren Konflikten. Die Energie fließt nicht in die Arbeit und die eigene Entwicklung, sondern im schlimmsten Fall kreisen die Gedanken einzig um die Frage:
Wie komme ich hier wieder heraus?  

Wir bei CONTRAIN beraten, coachen und trainieren seit über 25 Jahren. Aus unseren internen und externen Trainingsangeboten, wie z.B. „Vom Mitarbeiter zur Führungskraft” und „Rollenwechsel, Macht und Führung” sowie unzähligen Coachings haben wir die wichtigsten Fragen zum Rollenwechsel für Sie zusammengestellt. Die vielen erfolgreichen Rollenwechsel zu sehen macht uns stolz.

Damit Sie Entscheidungen treffen, die zu Ihnen passen, sollten Sie sich diese 7 Fragen unbedingt vor Ihrem Rollenwechsel stellen!

  1. Die Frage nach der Veränderung

Nehmen wir mal an, Sie haben schon eine neue Rolle in Aussicht.
Wissen Sie, wo genau die Unterschiede zwischen Ihrer „alten“ und der „neuen“ Rolle liegen?  

Fragen Sie ganz konkret nach, welche Anforderungen die neue Rolle beinhaltet und wofür Sie bezahlt werden. Schätzen Sie auch den „Preis”, den Sie für den Rollenwechsel zahlen müssen. Und denken Sie daran, welche geliebten Aufgaben Sie nun in andere Hände geben müssen.

Sie sind gut vorbereitet, wenn Sie auch die unausgesprochenen Erwartungen, die typischen Handlungsmuster und die Werte kennen, die Sie mit der neuen Rolle vertreten. Fragen Sie sich, ob die neue Rolle kompatibel ist mit Ihrem Wertesystem und ob Sie sich mit der neuen Aufgabe identifizieren können. Wissen Sie etwas über die typischen Statussymbole, mit denen Ihre neue Rolle auch für andere sichtbar wird? Sehr gut.

  1. Die Frage nach dem Umfeld

Eine Rolle ist nie losgelöst vom System zu betrachten, sondern immer verwoben mit anderen Rollen, mit Teams, mit der Organisation.
Wer in Ihrem Umfeld sieht Sie bereits in der neuen Rolle? Welche Qualitäten sehen diese Menschen in Ihnen?
Überlegen Sie, welche Motive diese Menschen haben, Sie in Ihrer neuen Rolle zu unterstützen.

Und Sie leben auch in einem System, in Ihrem privaten Umfeld. Fragen Sie sich, welche Rolle sich auch ändern muss, so dass Sie in Ihrer neuen Rolle erfolgreich sein können.

  1. Die Frage nach der eigenen Vergangenheit

Mit dem Blick auf Ihre bisherigen Rollenwechsel kommen Sie Ihren Ressourcen auf die Spur:
Welchen Rollenwechsel haben Sie in Ihrer beruflichen oder privaten Vergangenheit schon gemeistert?
Schauen Sie sich an, was Ihnen „damals” die Kraft für die Veränderung gab. Und was davon schreiben Sie sich selbst zu, was sie in dem anstehenden Rollenwechsel ebenfalls gut gebrauchen könnten? Gibt es Mentor*innen, die Sie damals begleitet haben und Vorbilder, die Sie inspirieren?

  1. Die Frage nach den Stärken

Mit dieser Frage gehen wir nun ans Eingemachte.
Was sind Ihre Stärken in Bezug auf die neue Rolle? 

Diese Frage zu beantworten fällt vielen Menschen schwer. Gerade was uns „leicht von der Hand geht“, bezeichnen wir als „selbstverständlich“ und werten es damit häufig ab. Deutlich werden Stärken oft durch Rückmeldungen von außen. Es lohnt sich, diese Rückmeldungen aufmerksam zu studieren oder zu erfragen. Hier kann ein Seminar zum Rollenwechsel oder ein Coaching ein guter Rahmen sein.
Und tappen Sie bitte, bitte nicht in die Perfektionismus-Fall! Können Sie es besser als 80% der Personen, die Sie kennen? Das reicht vollkommen aus! Sie müssen nicht perfekt sein. Gut genug ist gut genug.

  1. Die Frage nach den Zweifeln

Auch wenn Sie euphorisch sind in Bezug auf die neue Rolle. Denken Sie für einen Moment mal daran, was im Zuge des Rollenwechsels alles schief gehen könnte. Die Frage klingt komisch, aber unserer Erfahrung nach sind alle Kandidaten in der Lage, hierauf eine Antwort zu finden:
Welcher Teil der neuen Rolle wird von Ihnen „meistgehasst“? 

Überlegen Sie auch, in welcher Art und Weise sich dieser ungeliebte Teil der neuen Rolle in Zukunft in ein Geschenk oder eine Chance verwandeln könnte.
Wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, haben Sie ein gutes Bild von den „Hausaufgaben“, die Sie vor dem Rollenwechsel noch zu erledigen haben.
Unser Tipp: Geben Sie Ihren Zweifeln Raum und gönnen Sie sich einen guten Gesprächspartner.

  1. Die Frage nach dem „großen Ganzen“

Mit Ihrer Rolle leisten Sie zweifelsfrei einen wichtigen Beitrag für Wirtschaft, Gesellschaft oder Kultur.
Wie würden Sie das „große Ganze“ bezeichnen, zu dem Sie in Ihrer neuen Rolle einen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten? Und welchen Gestaltungsspielraum sehen Sie für sich in diesem System?
Inwieweit zahlt diese neue Rolle auf Ihre ganz persönliche Lebensvision und Ihre persönlichen Ziele ein?

  1. Die Frage nach Alternativen

Last but not least: die Frage nach den Alternativen. Ihre Antwort hängt sicherlich davon ab, in welcher Lebensphase Sie sich aktuell befinden. Umso wichtiger, sie sich immer mal wieder zu stellen:
Welche Optionen kämen für Sie noch in Frage? Gibt es etwas, das Sie – statt diesem einen Rollenwechsel – schon immer einmal machen wollten?
Und welche Konsequenzen hätte ein Nein zur neuen Rolle? Sehen Sie noch weitere Chancen jetzt oder später?
Wie auch immer Ihre Antworten aussehen mögen, vor dem Rollenwechsel sollte Ihre Gewinn-Verlust-Bilanz insgesamt positiv ausfallen.

Auf einem Blick: die 7 wichtigsten Checkpunkte vor Ihrem nächsten Rollenwechsel

  1. Sie kennen die Unterschiede zwischen Ihrer „alten“ und der „neuen“ Rolle 
  2. Sie wissen, wie Ihr Umfeld zu Ihrem Rollenwechsel steht 
  3. Sie können auf gute Erfahrungen früherer Rollenwechsel zurückgreifen 
  4. Sie sind sich Ihrer Stärken in Bezug auf die neue Rolle bewusst 
  5. Sie holen sich Unterstützung, um Ihre Zweifel auszuräumen 
  6. Sie schätzen Ihren Beitrag und Ihren Gestaltungsspielraum realistisch ein 
  7. Sie bedenken, welche Alternativen zum Rollenwechsel Sie haben 

Schreiben Sie einen Kommentar