… oder: Der zuversichtliche Umgang mit Unsicherheit
von Renée Hansen
Herzlich willkommen im #new normal. Herzlich willkommen in einem Paradox. Das Normale soll neu sein? Es war schon immer neu. Nur nie so radikal und so spürbar. Selten habe ich in meinem Leben eine Zeit miterleben dürfen, in der so sonnenklar war, dass Leben sich immer nach vorn entwickelt und es ein „Zurück in alte Zeiten“ weder physikalisch, noch philosophisch, noch lebenspraktisch geben kann. Man kann einfach nicht zweimal im gleichen Fluss baden. Ich finde das einen sehr erleichternden Gedanken. Ich muss mich nicht permanent damit beschäftigen, wie ich einen Status Quo halte oder einen ehemaligen Zustand wieder herstelle. Ich muss nicht alles festhalten, sondern darf auch manches loslassen. Wenn mich die Krise eines gelehrt hat, dann, dass ich eigentlich vieles nicht brauche, was ich für selbstverständlich und für mein Wohlbefinden unverzichtbar gehalten hatte. Permanentes Unterwegssein, kleine Zwischendurch-Shopping-Erlebnisse, finanzielle Beinfreiheit für jede Menge Urlaubsreisen und eben mal was Nettes Essen gehen und andere Annehmlichkeiten. Und dann kam der 13. März. Meine bis dato letzte Bahnfahrt zu meinem Mann in unser Haus in die Schweiz. Als ich hier ankam war nur klar, dass ich nicht wie geplant zwei Tage später nach Berlin reisen würde. Alles andere war gar nicht mehr klar. Eine Absage nach der anderen kam in meinem Mailpostfach an. Workshops, Beratungsprozesse, Uni-Seminare, Branchentreffen, private Verabredungen. Bis weit in den Sommer hinein: Fullstop!!
Die Berg- und Talfahrt der ersten Wochen ist weniger turbulent geworden. Aufträge kommen langsam wieder. Aber es sind andere, neue Themen, die kommen. Mein Art zu arbeiten hat sich verändert. Remote zunächst. Fühlt sich gut an – auch wenn der Planungshorizont weniger sicher geworden ist. Was ist vermisse, sind die vielen persönlichen Begegnungen, das Beieinander-Sein. Und das Stück Sicherheit, dass ich mir als Selbstständige erarbeitet hatte. Wenn ich Bilanz ziehe, ist das, was jetzt viele das „new normal“ nennen ein Gewinn für mich. Was ich geniesse ist die Zeit, die auf einmal auch mal lang werden darf. Den Moment, den ein oder anderen unverplanten Tag, in dem Neues entstehen kann. Die Tage, an denen Freunde sich mit uns hier im Garten und in gebührlichen Abstand treffen. Die Gespräche, die persönlicher werden und die echte Verbundenheit über alle möglichen digitalen Kanäle, für die es keine Küsschen-Kultur braucht. Ja, ich bin bei aller kritischer Betrachtung der Umstände zuversichtlich, dass ich und viele andere Menschen in meiner Welt gestärkt sind. Wir erleben, wie wir die Herausforderungen in diesen Zeiten meistern. Die meisten von uns erleben, dass wir auch das Unglück bewältigen und nicht daran zerbrechen. Darf man das, so optimistisch sein? Matthias Horx stellt in einem seiner jüngsten Blogbeiträge genau diese Frage: Darf man optimistisch sein? Und seine Antworten haben bei mir viel Resonanz ausgelöst. Ja, denn eine zuversichtliche Sichtweise lässt es deutlich wahrscheinlicher werden, dass wir die Herausforderungen bewältigen – das ist jedenfalls mein ganz persönliches Fazit. Covid-19 hat mir eins gezeigt. Auch völlig unerwartete Dinge können einfach passieren. Diese Gewissheit über Unsicherheit wird bleiben. Und ich weiss mehr denn je, was mir hilft damit umzugehen: Eine Standortbestimmung, in der ich mir klar werde, was ich kann (und was auch nicht), was und wer mir wichtig ist (und was und wer nicht!), nach vorn zu schauen und loszulegen. Ein Übung, die gern auch zur Routine werden könnte. Wenn das „new normal“ ist – dann her damit!
PS. Wir bieten Workshop-Formate zum #newnormal an. Wir finden, jetzt ist die beste Zeit, kurz innezuhalten, einen Blick auf diese gemeinsam erlebte Zeit im Lockdown zu werfen, die positiven Kraftanstrengungen zu würdigen und zu schauen, was davon Wert sein kann, in das New Normal mitgenommen zu werden. Buchen Sie unseren Workshop #newnormal. www.contrain.com